Wer war Lín Yǔtáng?
Lín Yǔtáng (林語堂) war ein Schriftsteller, dessen Texte über die chinesische Kultur sehr populär waren.
Er wurde 1895 in Fujian als Sohn eines chinesischen presbyterianischen Geistlichen geboren. Von der Familie zum Geistlichen bestimmt, studierte er in Shanghai zwei Jahre Theologie. Mit 18 Jahren erlebte er eine Krise, die seine Abkehr vom Christentum zur Folge hatte.
Lín machte an der Harvard-Universität seinen Magister und arbeitete anschließend für den YMCA in Frankreich. Ab 1921 studierte er an der Universität Jena, dann an der Universität Leipzig, wo er 1923 mit einer Arbeit über die altchinesische Lautlehre promovierte. Er wurde dann Englisch-Professor an der Peking-Universität. Aus politischen Gründen wurde er gezwungen, Peking zu verlassen und so kehrte in seine Heimatprovinz zurück, wo Professor an der Xiamen-Universität wurde.
„Lin Yutang hat sich mit vielen Themen befasst: Mit unserer Kultur und der Frage, wie man ein glückliches und erfüllendes Leben führen kann und in Würde alt werden kann, mit der Notwendigkeit, eine Frau als Gesprächspartnerin zu haben, mit der einzigen Art zu reisen (kaufen sie ein One-Way-Ticket!) und der Frage, warum er ein ‚Heide‘ ist. Und nicht zuletzt gibt es auch noch seine kontroversen Ansichten zum Thema Rauchen. Und damit habe ich nur an der Oberfläche dieses großartigen chinesischen Philosophen gekratzt.“
(http://www.alle24.de/archiv/10499.htm)
Leseprobe
„In Amerika lässt sich ein Schriftleiter buchstäblich graue Haare wachse vor Sorge, dass nur auch ja keine Druckfehler in seiner Zeitschrift stehen bleiben. Da sind die Schriftleiter in China klüger: sie wünschen geradezu, dass den Lesern die köstliche Genugtuung bleibe, noch den oder jenen Druckfehler im Blättchen entdecken zu können. Damit nicht genug: in einer chinesischen Zeitschrift kann es vorkommen, dass man einen Fortsetzungsroman zu drucken anfängt und mitten drin vergisst. In Amerika würde so etwas den Redakteuren Kopf und Kragen kosten, in China aber ‚hat es nichts zu sagen, weil es ja doch nichts zu sagen hat‘.
Wenn amerikanische Ingenieure eine Brücke bauen, so berechnen sie alles so wunderbar genau, dass die beiden Enden auf einen Zehntel Zoll aufeinandertreffen. Fangen aber zwei Chinesen an, von beiden Seiten eines Berges einen Tunnel zu graben, so kommt jeder auf eigene Faust drüben an. In einem solchen Fall sagt man sich hierzulande fromm und bieder, es schade weiter nichts, denn der Tunnel selber sei ja gebaut, und wenn wir nun deren zwei hätten, nur um so besser: so könne man obendrein zwei Gleise legen. Wenn es nicht eilt, ist in der Tat nicht zu bestreiten, dass zwei Tunnels denselben Dienst tun wie einer, wenn sie nur irgendwie gegraben und fertig gebaut werden, und wenn der Zug irgendwie durchkommen kann.“ (Lin Yutang: Weisheit des lächelnden Lebens: Stuttgart, DVA)
Ausgewählte Werke
- 吾國吾民 (Wú guó wú mín) - My Country and My People - Mein Land und mein Volk
- 古文小品譯英 (Gǔwén xiǎopǐn yìyīng) - Weisheit des lächelnden Lebens
- 當代漢英辭典 (Dāngdài Hàn-Yīng cídiǎn) Chinese English Dictionary of Modern Usage